Regierungswechsel in den USA: Neue Zusatzzölle angekündigt
Globale Lieferketten stehen durch geopolitische Veränderungen wie Regierungswechsel, militärische Konflikte und globale Krisen unter zu nehmendem Druck. Insbesondere Zölle und Handelsbeschränkungen stellen Unternehmen vor ernstzunehmende Herausforderungen.
Hintergrund
Regierungswechsel bei großen Handelspartnern können über Nacht bestehende Handelspraktiken grundlegend verändern. Unternehmen sollten nicht nur aufgrund allgemein bestehender Risiken wie globalen Handelseinschränkungen oder regionalen Betriebsstörungen Vorkehrungen treffen, sondern auch aufgrund kurz- bis mittelfristig möglicher Zusatzzölle aus den USA oder China. Noch ist zwar unklar, was z.B. die zweite Trump-Administration an Veränderungen bringen wird; es wurden jedoch schon diverse Strafzölle angekündigt, die auch die größten Industriesektoren in Deutschland betreffen. Daher sollten Unternehmen nun bestimmte Szenarien durchspielen und über mögliche Maßnahmen nachdenken.
In den USA basieren die regulären Zölle auf dem Harmonisierten System (HTSUS), das durch die Welthandelsorganisation für die Klassifizierung von Waren standardisiert ist. Die durchschnittlichen Zollsätze liegen zwischen 0 % und 20 % und werden vom Handelsministerium festgelegt. Zusätzliche Zölle (Supplemental Tariffs) werden gezielt eingesetzt, um bestimmte vermeintliche Nachteile gegenüber den Handelspartnern auszugleichen, oft unter Einsatz von präsidialen Befugnissen. Der US-Präsident verfügt über weitreichende Möglichkeiten, Zölle und Handelsmaßnahmen im Interesse nationaler Sicherheit oder wirtschaftlicher Stabilität zu erlassen, die kurzfristig tiefgreifende Auswirkungen auf globale Lieferketten haben können. In den USA ansässige Unternehmen können für Ausnahmen oder Ausschlüsse plädieren, z. B. bei fehlendem Angebot in den USA, nicht jedoch ausländische.
Was Unternehmen jetzt tun können, um sich auf zusätzliche Zölle vorzubereiten
In die USA exportierende Unternehmen sollten daher rechtzeitig Überlegungen anstellen, wie mit diesen dynamischen Herausforderungen umgegangen werden soll. Ausgangspunkt solcher Überlegungen ist im hier beschriebenen Szenario, dass die USA künftig die Waren ausländischer Unternehmen mit Zusatzzöllen belegen. Zu deren Bewältigung kann sich das Unternehmen an folgenden vier Schritten orientieren:
Schritt 1: Warenstromanalyse. An erster Stelle steht die Schaffung von Transparenz in der Lieferkette mit der Antwort auf die Frage, woher welche Materialien (mit welcher Zolltarifnummer) kommen und welche Auswirkungen etwaige Zusatzzölle auf den Export in die USA hätten.
Schritt 2: Überprüfung der Zolltarifnummern im Materialstamm. Hierbei kann sowohl die Vollständigkeit als auch Konsistenz der Zolltarifnummern festgestellt werden und je nach Materialeigenschaften Möglichkeiten identifiziert werden zu einer günstigeren zolltariflichen Einreihung betroffener Materialien zu gelangen.
Schritt 3: Zollwertüberprüfung. Einzelne Preisbestandteile der exportierten Produkte sind möglicherweise nicht zollwertrelevant. Diese könnten identifiziert werden und gegebenenfalls durch eine gesetzeskonforme Preisgestaltung zu geringeren Zollwerten im Einfuhrland führen. Dies gilt auch für entsprechende Verrechnungspreise innerhalb des Konzerns.
Schritt 4: Ursprungsanalyse. Typischerweise basieren Zusatzzölle auf dem tatsächlichen Ursprungsland einer Ware, unabhängig vom Versendungsland. Unternehmen sollten das Ursprungsland ihrer Materialien überprüfen, um dahingehend mögliche Anpassungen in der Lieferkette vornehmen zu können.
Fazit
Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen die neue Administration in den USA tatsächlich beschließt und welche Handelspartner, welche Warenkreise etc. von neuen protektionistischen Maßnahmen betroffen sein werden. An den vier Schritten können Unternehmen sich jedenfalls orientieren und entsprechende, systematische Vorkehrungen treffen, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Fortsetzung folgt ...
